Freitag, 4. August 2017

Die Typenlehre mal anders




Im ersten Ausbildungsjahr einer Friseurklasse auf einer Berufsschule hat man das Fach LF5. Das bedeutet Lernfeld 5 – Haare schneiden. Dazu gehört auch das ausgleichen der Proportionen und Gesichter. Also ob jemand zum Beispiel klein und dick ist oder groß und schlank. Besonders die Gesichtsform spielt bei der Wahl des Haarschnittes eine große Rolle. Da Lernt man dann so Sachen wie man ein Fliehendes Kinn oder einen wenig ausgeprägten Hinterkopf ausgleicht. Unsere Lehrerin ist dafür bekannt auch gerne Beispiele aus der Klasse zu Hilfe zu nehmen so alla: „zb die Jessika hat eigentlich ein rundes Gesicht und Trägt trotzdem einen Mittelscheitel“ Danach folgt eine Diskussion darüber warum alle Welt Mittelscheitel trägt. Jessika fand das glaube ich weniger Interessant. Aber meine Grundschullehrerin sagte schon ich soll nicht immer für Mitschüler den Anwalt spielen. Also Klappe gehalten. Hätte eh nix gebracht.
 
Nach Dem Unterricht habe ich dann mal das Schulbuch durchgeblättert und auch herausgefunden: Ein Friseur kann nicht einfach eine Farbe empfehlen nein nein nein… Erstmal muss er den Kunden in einen Der Jahreszeiten Typen eingeordnet werden und dann noch Mithilfe eines Silbernen und eines Goldenen Tuches herausgefunden werden ob ihm Warme oder Kalte Farben besser stehen. Danach Wird aufgrund des Zustands der Haare eine Empfehlung getroffen (Die in der Realität eigentlich immer Tönen heißt weil die Haare kaputt sind von Farbexperimenten). 
Die Spange ist bestimmt auch nicht im Trend :D

Und Ja ich bin der Meinung eine Professionelle Friseurin sollte all diese Dinge Wissen um die Kunden Optimal bedienen zu können. Kunden fragen teilweise Gezielt danach was denn zu ihrem Gesicht passen würde. Doch da gibt es noch einen anderen Part den ich hier beleuchten möchte.
Wo bleibt bei dieser ganzen Einteilung? die Kreativität?? In unserer Gesellschaft muss immer erst alles Katalogisiert, Beschriftet und mit einem Stempel versehen werden bevor es als „gut“ erachtet werden kann oder gar als ernstzunehmend (Wobei viele den Beruf an sich ja nicht mal ernst nehmen aber dazu in einem anderen Post mehr). Meines Erachtens nach spielt die Intuition und die Menschenkenntnisse eine Ebenso große Rolle bei der Beratung wie der Farbkreis. Meistens spielen nämlich ganz andere Dinge die erste Geige bei der Auswahl. 

Denken wir nur an die Teenager die sich einen Pony Wünschen trotz Fettiger Stirn. Ist in der Klasse eben gerade angesagt. Die Omis die immer noch das gleiche wollen wie vor 20 Jahren nur mit 40% weniger Haare. Ich möchte gerne mal sehen wie eine Friseurin einen Punker versucht zu überzeugen das Grün nicht zu seinem Haut-ton passt. 

Was will ich den nun mit meinem Geplapper erreichen… 

Lasst euch, egal ob ihr einen Beruf ausübt der sich mit ähnlicher Problematik Beschäftigt oder als Kunde nicht so sehr reinreden in eure Entscheidungen. Traut euch auch mal etwas Anderes Auszuprobieren auch wenn meine Berufsschullehrerin euch dafür Verdroschen hätte. Seit kreativ und lasst euch nicht einschränken vom Winter und Herbst Typen oder von Aktuellen Trends.
Das ist nämlich auch so eine Sache das zum Beispiel viele Friseure sich weigern ein Ombre oder Dip zu Färben. Das viele keine Dauerwelle mehr anbieten oder einen vokuhila verteufeln. Nur den Pony einzufärben ist mittlerweile auch ziemlich verschriehen. Das ist eben „nicht mehr in Mode“. So ein Schwachsinn. Alle reden von Individualität aber wenn jemand mal wirklich Individuell ist ist es auch nicht Recht.  

In Diesem Sinne

Eure DunkelBunt

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen